Experte über den Weltklimagipfel: Lösungsvorschläge der Länder zu wenig

Die Weltklimakonferenz läuft seit Tagen, auf eine gemeinsame Erklärung wollte man sich geeinigt haben. Doch noch sind einige Fragen ungeklärt. Das ist der Stand vom 18. November.

Wird der Weltklimagipfel doch noch zu einem Erfolg, obwohl es gerade nicht danach aussieht?

Das steht offenbar auf Messers Schneide. Denn die rund 200 teilnehmenden Länder können sich auf zwei zentrale Punkte Stand jetzt nicht einigen. Sprich: der verbindliche Ausstieg aus Öl und Gas und ein internationaler Fond unter dem Dach der Vereinten Nationen, der arme Länder für Klimaschäden entschädigt. So einen Fond fordert Außenministerin Annalena Baerbock. "Die Industriestaaten tragen die Verantwortung für die Vergangenheit. Unser Reichtum ist darauf gebaut, dass wir fossile Energien verstromt haben. Jetzt wollen wir gemeinsam unsere Verantwortung für die Zukunft übernehmen", erklärt Baerbock.

Das sehen aber insbesondere China und Saudi Arabien anders. China stößt weltweit am meisten CO2 aus, sieht sich aber tatsächlich noch als Entwicklungsland und damit nicht in der Verantwortung. Ein Minimalziel wäre, wenn man sich beim finanziellen Ausgleich für ärmere Länder am Ende doch noch einigen könnte. Das ist zumindest nicht unmöglich.

Erklärungen für Wissenschaftler zu wenig

Vielen Wissenschaftlern reicht das alles aber immer noch nicht. Denn der Ausstieg aus fossiler Energie läuft weltweit deutlich zu langsam. In dem aktuellen Tempo würde das Ziel des Pariser Klimaabkommens verfehlt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Das sagte uns der renommierte Klimaforscher Hans-Otto Pörtner, selbst Teilnehmer des Gipfels: "Jedes Verzögern ist mit dem Verlust von Menschenleben und entsprechenden Schäden am Ökosystem und auch mit Wohlstandsverlusten verbunden. Denn das, was an Schäden auf uns zukommt, ist in der Dimension - auch in der finanziellen Belastung - sehr viel höher, als das, was die Länder jetzt investieren müssten um das alles in Zukunft zu vermeiden."

Wissenschaftler mit Lösungsvorschlägen

Die Weltklimakonferenz im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich sollte eigentlich am 18. November zu Ende gehen, eine Verlängerung zeichnet sich aber wohl ab. Lösungen gibt es einige, viele aber kämen dabei aber zu kurz. Was hätten unabhängige Wissenschaftler für Ansätze? Klar ist, dass das 1,5 Grad-Ziel nicht überschritten werden darf. Darum bräuchte es laut Klimaforscher Pörtner einfach mehr Tempo und einen radikalen Umbau der Konsumgesellschaft: "Wir könnten uns durch deutlich schneller auf den Weg Richtung 1,5 Grad-Ziel machen, wenn wir auf Tempolimits setzen, durch Abbau von Subventionen und fossilen Energien und sie auf erneuerbare Energien schieben. Es bedeutet: wir müssen emissionsfrei werden", so Pörtner.

Und das am besten so schnell wie möglich, denn passiert das nicht und die Erde erwärmt sich zum Beispiel auf nur zwei Grad mehr, kippen ganze Ökosysteme und zwar unwiderruflich.

Autoren: Thorsten Ortmann / Joachim Schultheis

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