Lebensmittel retten per App: Wie nachhaltig ist das?

Volle Ladentheken, zu viel Obst und Gemüse in der Auslage oder palettenweise abgelaufene Joghurts. Die Industrie produziert zu viele Lebensmittel, Millionen Tonnen landen im Müll. Einige Supermärkte spenden das Essen an die Tafeln, andere verkaufen es über Apps wie "Too Good to Go".  

Elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jährlich in der Tonne. Das meiste davon hat kleine Dellen, ist abgelaufen oder wurde überproduziert - aber es ist noch essbar. Diese Lebensmittel will die App "Too Good To Go" retten. "Mit Hilfe unserer App kannst du unverkaufte Lebensmittel aus deinen Lieblingsgeschäften und -restaurants retten“, schreibt die App auf ihrer Website. 2015 wurde "Too Good To Go" in Dänemark gegründet, seitdem ist sie stark gewachsen. Laut App-Betreiber nutzen die App weltweit über elf Millionen Menschen und mehr als 38 Millionen Tüten wurden darüber schon gerettet. Deutschlandweit haben sich knapp 39.000 Betriebe registriert. Auch in NRW haben sich viele Restaurants oder Essensbetriebe bei der App angemeldet, um am Ende des Tages überschüssiges Essen über die App loszuwerden.

Anmeldung und Abholung unkompliziert

Um sich als Nutzerin oder Nutzer bei "Too Good To Go" zu registrieren, muss man nicht viel Zeit einplanen. Für die Anmeldung in der App (hier gehts zur Apple-Version, hier zur Android-Version) muss man nur seine E-Mail-Adresse angeben oder man nutzt erst mal einen Gast-Zugang. Auf der Startseite zeigt die App direkt Unternehmen in der Nähe an, die eine Abholung anbieten. Auswählen kann man zum Beispiel zwischen Backwaren, Einkäufe, Getränken oder Restaurants. Die meisten Abholzeiten sind gegen Abend, also nach Ladenschluss. Angeboten werden "Überraschungstüten", meist zwischen 2 und 5 Euro. Bezahlt wird direkt über die App. Auch die Abholung ist unkompliziert, im Laden zeigt man die App vor und bekommt seine Tüte. 

Bäckereien wie die Kette "Kamps" sind bei der Lebensmittel-Retter-App "Too Good To Go" auch dabei.©
Bäckereien wie die Kette "Kamps" sind bei der Lebensmittel-Retter-App "Too Good To Go" auch dabei.
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Betriebe können noch Geld einnehmen

Für die Unternehmen ist die App eine gute Möglichkeit noch etwas Geld dazu zu verdienen. Einige Betriebe sagen auf Nachfrage, dass das System gut funktioniere. Kundinnen und Kunden erscheinen in den meisten Fällen pünktlich zur Abholung und sind zuverlässig, da sie die Ware schon über die App bezahlen. Außerdem sei die App eine gute Möglichkeit, die Ware loszuwerden, die die Tafeln in NRW nicht annehmen. Die Tafeln suchen zwar Spenden, trotzdem nehme sie abgelaufene Lebensmittel oder belegte Brötchen nicht an, sagen sie.

Kritik an Lebensmittel-Retter-Apps

Trotz guter Erfahrungen, gibt es auch einige kritische Stimmen. Der Geschäftsführer einer Bäckereikette erzählt uns, dass er und sein Betrieb die App damals aus Nachhaltigkeitsgründen begonnen hat. Er ist seit über einem Jahr dabei und sieht mittlerweile ein großes Problem: "Die Gefahr, dass damit auch eine gewisse Leichtfertigkeit beim Backen liegt, ist groß. Dass man denkt: Wenn man zu viel gebacken hat, geht es eh über die App weg. Klar geht es weg, aber weniger backen ist das eigentliche Geheimnis.“ Auch andere Betreiber erzählen, dass der Druck, die Ladentheke bis Ladenschluss voll zu halten, hoch ist. Daher befeuere "Too Good To Go" an manchen Stellen die Überproduktion und ist somit weniger nachhaltig.

Neben besagter App gibt es natürlich auch andere Apps auf dem Markt, die sich gegen Lebensmittelverschwendung stark machen. Foodsharing bietet beispielweise eine Alternative. Die Plattform wird von Privatpersonen genutzt, um Lebensmittel zu teilen und abzuholen, die sonst entsorgt werden würden. Sie bietet aber auch außerhalb der Plattform die Möglichkeit, offene Regale und Kühlschränke, sogenannte "Fairteiler", zu nutzen. Eine andere Alternative wäre die App "Zu gut für die Tonne", auf der Rezepte für Essensreste im Haushalt zur Verfügung gestellt bekommt.

Autorin: Mona Belinskiy

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