Widerstandsfähig: Wie Resilienz in beruflichen Krisen hilft

Eine Gruppe Kolleginnen und Kollegen arbeitet an einem Projekt
© Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Herausforderungen meistern

Hamburg (dpa/tmn) - Resilienz ist heutzutage in aller Munde. Oft werde der Begriff jedoch falsch verstanden, auch auf den Beruf bezogen, sagt die Ärztin und Autorin Mirriam Prieß. «Viele denken: Wenn ich resilient bin, muss ich im Widerstand sein. Dabei beschreibt es die Fähigkeit, im Dialog zu sein und mit einer Situation so umzugehen, dass ich das Bestmögliche daraus mache.»

Frust oder Weiterkommen?

Ob im Betrieb umstrukturiert wird und sich Arbeitsbereiche ändern, ob das Miteinander im Team nicht funktioniert oder ob man mit Chef oder Chefin Probleme hat: Resiliente Menschen gehen Krisen als Herausforderung und Möglichkeit zur Weiterentwicklung an. Menschen mit geringer Resilienz dagegen frustrieren schneller, erklärt die Coachin und Therapeutin.

«Ohne Resilienz ist man im Job die ganze Zeit im Kampf», sagt Mirriam Prieß. «Man kämpft gegen das System, gegen Menschen oder Strukturen - oder für Erfolg und Anerkennung.» Resilienz dagegen sei eine konstruktive Beziehungshaltung - auch zu einem selbst.

Resilienz beginnt mit Bewusstmachen

Nicht zuletzt durch Prägungen in der Kindheit gelingt dem einen oder der anderen solch ein Gestalten von Beziehung von Natur aus besser oder schlechter. Aber es lässt sich einüben - und das fängt mit einem Bewusstmachen an. Um den Blick dafür zu schärfen, gibt Mirriam Prieß folgende Fragen an die Hand:

  • Bin ich in dem, was heute auf der Arbeit war, vorgekommen? Habe ich stattgefunden? Und wenn nein, warum nicht?
  • Was bin ich im Job bereit zu geben und was soll zurückkommen? Was ist für meinen Job wesentlich?
  • Wo prägen mich verinnerlichte Beziehungserfahrungen, wenn mich etwa ein cholerischer Chef an den eigenen Vater erinnert? Wie kann ich mich davon lösen?
  • Findet Beziehung auf der Arbeit gleichberechtigt statt: ein Drittel ich, ein Drittel der andere, ein Drittel wir gemeinsam?
  • Wo liegen meine eigenen Grenzen oder die anderer? Was hilft mir, sie zu respektieren, statt sie zu überschreiten?
  • Bin ich mit mir selbst und den anderen auf Augenhöhe? Kann ich mir mit meinen Stärken und Schwächen ins Gesicht blicken? Fühle ich mich anderen gegenüber klein oder blicke ich auf sie herab?

Unternehmensatmosphäre ist wichtig

Auch die Atmosphäre, die in einem Unternehmen herrscht, kann Resilienz begünstigen oder hemmen. Resilienz-förderlich sind laut Mirriam Prieß zum Beispiel: Offenheit im Miteinander, Grundwertschätzung, Begegnungen auf Augenhöhe oder die Bereitschaft, sich einzufühlen. 

Zwar können laut der Coachin Einzelne durchaus Impulse setzen, aber: «Wenn ein System so vergiftet ist, dass es nicht mehr geht, muss ich es verlassen.»

© dpa-infocom, dpa:250916-930-43348/1

Weitere Meldungen

skyline