Kanzlerkandidatur von Armin Laschet: Was wird dann eigentlich aus NRW?

Wird er's oder wird er es nicht? NRW-Ministerpräsident und CDU-Bundesvorsitzender Armin Laschet kämpft gegen CSU-Chef Markus Söder um den Kanzlerkandidaten-Posten der Union. Doch was wird eigentlich aus Nordrhein-Westfalen, sollte es Laschet werden?

© Land NRW / Mark Hermenau

In dieser Woche kommt es zum tagelangen Showdown zwischen Armin Laschet und Markus Söder. Beide haben signalisiert, dass sie Kanzlerkandidat der Union werden wollen - nun beraten die Gremien von CDU und CSU. Gegen Ende dieser Woche wissen wir vermutlich mehr. Wir fragen uns: Falls Laschet Kanzlerkandidat werden sollte - was wird dann aus Nordrhein-Westfalen? Unser Landtagskorrespondent José Narciandi schätzt das für uns ein:

Landtagskorrespondent Narciandi: Viel Zeit hat Laschet für NRW nicht mehr - wie es ohne ihn weitergehen könnte

"Die Frage, was mit NRW passiert, ist eine Frage, die als Befürchtung hier in Düsseldorf herumgeistert. Und zwar nicht erst seit der Überlegung, ob er Kanzlerkandidat wird oder nicht, sondern schon seitdem er Bundesvorsitzender der CDU geworden ist. Die SPD im NRW-Landtag spricht schon einmal gerne abfällig vom Teilzeit-Ministerpräsidenten Laschet. Der 60-Jährige kann sich nicht zweiteilen, sein Terminkalender ist vollbepackt und sollte er tatsächlich Kanzlerkandidat werden, wird dies auch nicht entspannter. Für mich lautet die Antwort: Ja, er wird NRW noch regieren können, aber kaum Zeit dafür an sich haben. Es gibt in in NRW eine verfassungsrechtliche Besonderheit: wer Regierungschefin oder Regierungschef werden will, muss Mitglied es Landtags sein. Da wird der aktuelle Verkehrsminister Hendrik Wüst hochgehandelt. Aber dafür müssen erst zwei Dinge passieren: Laschet müsste Kandidat werden und die Wahl gewinnen. Sollte er als Kanzlerkandidat bei der Wahl im September verlieren, gibt es zwei Szenarien. Entweder er wird Oppositionsführer im Bundestag oder aber er könnte, wie schon Johannes Rau es in den 80er Jahren gemacht hat, nach einer verlorenen Bundestagswahl einfach in Düsseldorf weiterregieren und auch wieder als Ministerpräsident antreten."

Wird Laschet denn sicher weiter Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen bleiben, sollte er der Kandidat werden?

"Das ist unstrittig. Laschet täte gut daran, auch weiter Ministerpräsident zu bleiben. So könnte er "Regierungshandeln" zeigen. Hier in Düsseldorf wird immer wieder auf die Geschichte mit Johannes Rau verwiesen (siehe oben). Das könnte Laschet genauso machen. Das soll bedeuten: Selbst wenn Laschet im September bei der Bundestagswahl als Kanzlerkandidat auf die Nase fliegen sollte, kann er ein halbes Jahr später im Mai 2022 trotzdem als Ministerpräsident in NRW kandidieren. Es kommt wohl darauf an, welche Figur er insgesamt im Wahlkampf macht."

"Am Ende wird Armin Laschet der Kanzlerkandidat der Union werden."

José Narciandi, NRW-Landtagskorrespondent

Welche politische Linie vertritt Laschet?

"Laschet ist schon ein eigener Typ - nennen wir ihn mal den rheinischen "wird-schon-gut-gehen-Typ". Und manchmal auch der "Schwamm-drüber-Typ". Er ist nicht so abgeklärt und kühl wie Kanzlerin Angela Merkel und auch nicht so breitschultrig wie ein Markus Söder. Sondern sieht politische Entscheidungen als Prozess und stellt das meistens so dar. Sein Motto im NRW-Wahlkampf war damals "Zuhören, entscheiden, handeln" - das trifft es ganz gut. Aber es lässt sich nicht so gut verkaufen, wie das was Söder macht: Poltern und sagen: 'Ich weiß, wo es langgeht." Laschet hat kein Problem damit, auch mal zuzugeben, dass er noch nicht weiß, wo es langgeht. Das wirkt manchmal etwas unbeholfen, ist aber ein Regierungsstil, mit dem er in NRW seit vier Jahren geräuschlos zusammen mit der FDP regiert."

Wird Laschet überhaupt der Kanzlerkandidat der Union?

"Meine Einschätzung nach wird es nicht einfach und kein Selbstläufer, am Ende wird Armin Laschet der Kanzlerkandidat der Union werden. Einfach wird es deshalb nicht, weil es selbst in der Bundestagsfraktion Abgeordnete der CDU gibt, die lieber auf Söder als auf Laschet setzen. Diese Personen glauben, mit Söder gäbe es größere Chancen. Die Umfragewerte sprechen überhaupt nicht für Laschet. Aber ich persönlich glaube nicht, dass Söder der Kanzlerkandidat werden möchte. Schlussendlich wird es also Armin Laschet."

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